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Zuckermann nach flämischen Vorbildern 1990

Informationen

Datum: 1990

Herkunft: Hamburg

Seriennummer: ---

Das flämische Cembalo ist eine bedeutende Variante des Cembalos, die vor allem in der Renaissance und Barockzeit in den Niederlanden, insbesondere in Flandern, entwickelt wurde. Es zeichnet sich durch seine klanglichen und optischen Merkmale aus, die es von anderen regionalen Cembalotypen, wie dem italienischen oder französischen, unterscheiden. Flämische Cembali wurden von renommierten Werkstätten gebaut, unter anderem von der berühmten Familie Ruckers in Antwerpen, die vom späten 16. bis ins frühe 18. Jahrhundert tätig war. Sie gelten als Meisterwerke des Cembalobaus. Charakteristisch für flämische Instrumente ist ihr voller, warmer Klang, der oft als „singend“ beschrieben wird. Dies wurde durch die spezifische Bauweise erreicht:

  • Resonanzboden: Der Resonanzboden besteht häufig aus Fichtenholz und ist entscheidend für die Tonqualität.
  • Zweimanualige Bauweise: Viele flämische Cembali sind zweimanualig, was die Möglichkeit bietet, zwischen verschiedenen Klangfarben oder Lautstärken zu wechseln.
  • Saitenlänge: Flämische Cembali haben oft eine größere Saitenlänge, die zu ihrem kraftvollen Klang beiträgt.

Bekannt sind die flämischen Cembali auch für ihre reichhaltige Verzierung und Bemalung. Die Außenseite der Gehäuse war oft mit aufwendigen Malereien oder Marmorierungen versehen, während die Innenseite des Deckels häufig mit floralen Mustern oder biblischen Szenen dekoriert wurde. Ebenfalls findet man bei diesen Instrumenten auch feine Tapeten, mit der die Innenwände beklebt wurden.

Die Instrumente der flämischen Cembalobauer hatten einen großen Einfluss auf die Musik und den Cembalobau in ganz Europa. Viele Komponisten der Barockzeit schätzten diese Instrumente aufgrund ihres ausgewogenen und klaren Tons. Zudem dienten flämische Cembali als Vorlage für spätere französische Instrumente, die diese Bauweise weiterentwickelten.

Heute werden flämische Cembali oft als Vorbilder für Nachbauten verwendet, da sie als Inbegriff des Barock-Cembalos gelten.

Cembalo, flämisch 2 Man. - Eric Feller Collcetion (2)

Flämisches Cembalo, W. Zuckermann – Eric Feller Collection

 

Dieses zweimanualige Cembalo nach flämischen Vorbildern stammt aus dem Hause von Wolfgang Zuckermann und wurde 1990 gebaut. Es ist in historischer Bauweise gefertigt. Der Korpus, in eckiger Flügelform, ist aus Zedernholz und hat kunstvolle Messingscharniere. Er ist grün bemalt mit vergoldeten Kassetten und Ledereinlagen auf dem äußeren und inneren Deckel. Die Klaviatur ist aus Palisander gefertigt und umliegend um die Tastatur und des inneren Gehäuses sind flämische Tapeten klebt. Der Resonanzboden aus Fichte ist bemalt und hat mittig eine geschnitzte Rosette. Das Instrument verfügt über 3 Register (8‘, 8‘, 4‘, doppelter Lautenzug und Schiebekoppel), 3 Springerreihen mit Kunststoffspringer und einer Delrinbekielung. Weiterhin hat es einen Handregisterzug für die Schaltung des 4‘-Registers und einen Lautenzug, der für beide 8‘-Register auf beiden Manualen schaltbar ist. Das Instrument liegt auf einem Gestellt mit Verzierungen.

Der Klang des Instrumentes ist sehr dunkel, präsent und gesanglich und hat eine Vielfalt an Klangfarben.

Cembalo, flämisch 2 Man. - Eric Feller Collection (3)

Tastatur mit flämischen Tapeten nach Ruckers – Eric Feller Collection

 

Mit dem Aufkommen der historischen Aufführungspraxis stieg auch die Nachfrage nach Instrumenten. Firmen wie Neupert oder Sperrhake produzierten größtenteils Instrumente in Rastenbauweise, die viele Elemente des modernen Klavierbaus miteinander verbanden, jedoch nur wenig mit den historischen Cembali und dessen Klang zutun hatten. Originalgetreue Kopien waren relativ selten und sehr teuer. Wolfgang Zuckermann erkannte diese Marktlücke und begann gegen Ende der 1950er Jahre in den USA damit, günstige Bausätze in historischer Bauweise anzubieten. Die Bausätze gab/gibt es in unterschiedlichen Fertigungsstufen, so dass der Kunde für einen relativ geringen Preis sein eigenes Cembalo bauen kann. Allerdings waren und sind diese selbstgebauten Cembali immer ein Abbild der Fähigkeiten ihrer Erbauer.

 

 

Wolfgang Zuckermann wurde am 11. Oktober 1922 in Berlin geboren. Aufgrund des jüdischen Glaubens der Familie floh er zusammen mit seinen Eltern 1938 in die USA. Nach einer Ausbildung zum Kinderpsychologen beschäftigte er sich mit dem Bau von Cembali und begann in den 1950er Jahren, Bausätze für Cembali zu verkaufen, die sich an historischen Originalen orientierten. 1969 verkaufte er seine Firma (die heute mit unterschiedlichen Niederlassungen weltweit immer noch vertreten ist) und zog nach England. 1995 zog er nach Frankreich und lebte in Avignon. Er schrieb zwei Bücher über Cembalobau:

  • 1969 The Modern Harpsichord. October House
  • 1986 The Modern Harpsichord: Twentieth Century Instruments and Their Makers. Reprint Services Corp

Wolfgang Zuckermann starb am 3. November 2018.

 

 

Länge: 226 cm

Breite: 94 cm

Höhe: 25,5 cm

Umfang: 5 Oktaven (FF – f3)

Mechanik: Springermechanik mit Delrin-Bekielung

Pedale: Register: 8’, 8’, 4‘, doppelte Laute, 2 Manuale

Signatur: keine