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Schüler und Wittmayer 1949

Informationen

Datum: 1949

Herkunft: Bad Reichenhall

Seriennummer: keine

Den Namen Kurt Wittmayer verbindet man heute zusammen mit Neupert und Sperrhake zu den besonders aktiven und erfolgreichen Cembalobauern der Nachkriegszeit. Durch ihre neuen Instrumente erlebte das Cembalo eine großflächige Neuentdeckung im europäischen Raum in der Zeit nach 1945. Das hier vorliegende Instrument wurde 1949 in Bad Reichenhall gebaut und ist ein Zeugnis für die kurze Zusammenarbeit in der Anfangszeit von Kurt Wittmayer und Rudolf Schüler (1911 – 1995). Das Cembalo ist in einer modernen Bauweise gefertigt (Rastenbauweise), die an den Klavierbau der damaligen Zeit angelehnt ist. Bisher sind viele Instrumente von Kurt Wittmayer bekannt, ebenfalls auch einige von Rudolf Schüler, aber Instrumente aus der Zusammenarbeit der beiden Instrumentenbauer sind sehr selten und somit stellt dieses Instrument firmengeschichtlich eine besondere Rarität dar. Die Zusammenarbeit ging von 1949 bis 1951. Danach trennten sich beide und fertigten ihre eigenen Instrumente.

Der Korpus ist aus Eiche gefertigt und hat eine eckige Flügelform mit einem nach unten geschlossenen Korpusboden. Der gesamte Korpus ist sehr schmal gehalten (nur 12 cm) und wirkt dadurch seiner Zeit weit voraus und innovativ. Das Instrument steht auf drei runden Beinen, die einen Kontrast zu der eckigen Form bilden, die sich sehr harmonisch in das Gesamtbild einfügen.

Cembalo Schüler und Wittmayer, Bad Reichenhall 1949 - Eric Feller Collection (2)

Cembalo Schüler und Wittmayer, Bad Reichenhall 1949 – Eric Feller Collection (2)

 

Das Cembalo verfügt über 2 Springerreihen mit Holzspringer und Kielen aus Leder, zwei Registern (8’ und 4’) sowie einem Lautenzug für das 8’ – Register, der geteilt ist.  Der Umfang beträgt 4 ½ Oktaven (CC – f3). Interessant ist, dass die Springer über eine Metallfeder nach unten gedrückt werden. Im Resonanzboden befindet sich eine Rosette. Das Vorsatzbrett ist signiert mit:

„Schüler und Wittmayer“

Cembalo Schüler und Wittmayer, Bad Reichenhall 1949 - Vorsatzbrett - Eric Feller Collection

Cembalo Schüler und Wittmayer, Bad Reichenhall 1949 – Vorsatzbrett – Eric Feller Collection

 

Der Deckel des Instrumentes ist zweigeteilt und die Deckelklappe fungiert umgeklappt als Notenpult. Darunter befindet sich mit Bleistift das Herstellungsjahr 1949. Die Register lassen sich nur über eine Schiebekoppel schalten. In der vorderen Stellung ist das 4‘-Register zu hören, in der mittleren Stellung die Kombination aus 8‘ und 4‘ und in der hinteren Stellung das 8‘-Register. An den Seiten befinden sich zwei Hebel für den Lautenzug.

Cembalo Schüler und Wittmayer, Bad Reichenhall 1949 - Eric Feller Collection (3)

Cembalo Schüler und Wittmayer, Bad Reichenhall 1949 – Eric Feller Collection (3)

 

Der Klang des Instrumentes ist sehr klar und obertonreich. Allerdings muss hier deutlich gesagt werden, dass der Klang mit einem historischen Cembalo gar nicht vergleichbar ist, handelt es sich durch die Konstruktion ja um ein völlig neues Instrument, dass mit den alten Cembali lediglich die Klangerzeugung gemeinsam hat.

Kurt Wittmayer (1917 - 1997)

Kurt Wittmayer (1917 – 1997)

 

Kurt Wittmayer wurde am 22. November 1917 in Sibiu, Rumänien geboren. Nach seinem Abitur studierte er in Leipzig, Rom und Salzburg Orgel. Seit 1945 beschäftigte er sich autodidaktisch mit dem Cembalo- und Clavichordbau, erst alleine und später mit dem Bauingenieur Rudolf Schüler (1911 – 1995). Im Februar 1949 eröffneten beide eine gemeinsame Werkstatt für historische Tasteninstrumente in Bad Reichenhall. Die Zusammenarbeit hielt jedoch nur knapp 3 Jahre und 1951 trennten sich beide und jeder baute seine eigenen Instrumente. Durch die steigende Nachfrage an den neuen Instrumenten konnte er seine Werkstatt kontinuierlich vergrößern.

Kurt Wittmayer Company (1)

Kurt Wittmayer Company (1)

 

Seit 1950 baute Kurt Wittmayer Instrumente in Königsdorf, ab 1952 in Geretsried-Gartenberg und 1967 auch in Wolfratshausen. Die Instrumente erreichten eine hohe Produktionszahl. In den späteren Jahren wurden von der Firma auch historische Kopien gebaut, da der Trend weg von der Rastenbauweise ging. Kurt Wittmayer starb am 4. September 1997 in Bad Tölz.

Kurt Wittmayer Company (2)

Kurt Wittmayer Company (2)

 

 

Länge: 174 cm

Breite: 85 cm

Höhe: 12 cm

Umfang: 4 ½ Oktaven (CC – f3)

Mechanik: Springermechanik mit Holzspringer und Federn, Lederbekielung

Pedale: 2 Register (8’, 4’), Lautenzug (geteilt)

Signatur: „Schüler und Wittmayer“