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Maximilian Heilinger 1832 – 1835

Informationen

Datum: 1832 - 1835

Herkunft: Fünfkirchen (Pécs) - Ungarn

Seriennummer: ---

Maximilian (Miksa) Heilinger gehört zu den ungarischen Klavierbauern in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die in Fünfkirchen (Pécs) ansässig waren. Wenig ist bisher bekannt über ihn, aber die Wahl des Klaviervirtuosen und Komponisten Franz Liszt (1811 – 1886), eines seiner Instrumente im Jahr 1846 zu spielt, hebt diesen Klavierbauer besonders hervor.

Konzert Programm von Franz Liszt am 25. Oktober 1846 in Pecs

Konzert Programm von Franz Liszt am 25. Oktober 1846 in Pecs

 

Der Hammerflügel wurde um 1832 – 1835 gebaut und zeigt noch die eckige Form. Er ist komplett aus Holz gebaut, ohne Metallspreizen. Der Korpus ist aus Nussbaum und steht auf drei Balusterbeinen. Die Tastatur ist aus Elfenbein und Ebenholz gearbeitet und ist nicht hervorstehend. Die Hämmer sind mit Leder bezogen und der Flügel verfügt über eine Stiefeldämpfung. Bei der Mechanik handelt es sich um eine Wiener Mechanik, Gradsaiter mit geteiltem Steg und zwei Pedale (Dämpfungsaufhebung und una corda). Der Umfang beträgt 6 Oktaven + Quinte (CC – g4). Das Vorsatzbrett ist mit Messingeinlagen verziert und trägt die Aufschrift:

„M. Heilinger“

Weiterhin gibt es eine zweite Signatur, die auf einem eingeklebten und verziertem Papierschild auf dem Resonanzboden zu finden ist:

„Max Heilinger

Fünfkirchen“

Maximilian Heilinger, Fünfkirchen ca. 1832-35 (9) - Eric Feller Collection

Maximilian Heilinger, Fünfkirchen ca. 1832-35 (Signatur auf dem Resonanzboden) – Eric Feller Collection

Der gesamte Flügel ist extrem präzise gearbeitet und zeigt ein hohes handwerkliches Geschick auf.

Bisher wurde über den Klavierbau im 19. Jahrhundert in Ungarn relativ wenig geforscht und leider gibt es bisher auch nur sehr wenige gesichtete Quellen. Durch den starken Einfluss der Klaviermanufaktur in Wien, entwickelte sich der Klavierbau in Ungarn bautechnisch ähnlich, jedoch wurden weit weniger Instrumente gefertigt, diese dann jedoch mit hohem handwerklichem Geschick. Das neuartige Pianoforte hatte sich seit den 1790er Jahren auch in Ungarn etabliert und die Nachfrage an diesen Instrumenten stieg stetig an. Trotz der hohen Anschaffungskosten und der dann auch daraus resultierenden Folgekosten für Stimmungen und etwaige Reparaturen war die Nachfrage (besonders der Aristokratie) immens hoch.

In den Anfangsjahren dienten mit großer Wahrscheinlichkeit Instrumente aus Wien als Prototyp und wurden von hiesigen Schreinern oder Orgelbauern kopiert. Ab ca. 1810 reichte die eigene Produktion der Instrumente jedoch kaum aus und so wurden viele Klaviere aus Wien importiert und verkauft. Eine interessante Quelle über diese Entwicklung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stellen die Ausführungen des ungarischen Klavierbauers Lajos Beregszászy (1817 – 1891) dar.

„Von 1825 bis 1848 befanden sich in Ungarn fortwahrend 20-25 Klaviermacher und manche Firma arbeitete mit so vorzüglichem Erfolge, dass sie, angemessen der damaligen Zeit, mit welchem ausländischen Erzeugnis immer die Konkurrenz bestehen konnte. […] Im Jahre 1846 begann ich [Beregszászy] in Pest die Klavierfabrikation, 1847 Balassowits und Weiss; die beiden letzteren erzeugten bis 1848 jährlich 5-10 Klaviere. Aus diesen Daten ist also ersichtlich, dass bis 1848 in Ungarn ungefähr 20-25 Klavier-Fabrikanten existierten, die zusammen 250-300 Klaviere erzeugten und da den damaligen Verhältnissen entsprechend in Ungarn ein Bedarf von 600 Klavieren bestand, so war die Hälfte mit heimischen Erzeugnissen gedeckt, während heute, wo das Klavier so verbreitet ist, dass kaum eine Haushaltung ohne dasselbe existiert, und jährlich 1800 Stück kaum zur Deckung des Bedarfes genügen, – außer meiner Fabrik, in der jährlich 50-60 höchstens 70 erzeugt werden und außer dem Pressburger Karl Schmidt, der jährlich kaum 10-15 herstellt, kein Klavier-Fabrikant existiert und so ist kaum der zwanzigste Theil des Bedarfes durch heimische Produkte gedeckt.“

Aus: L. Beregszászy, Die Situation der Klavier-Fabrikation in Ungarn. Budapest 1874. S. 3 und 5-6.

 

Hauptzentren des ungarischen Klavierbaues waren die Städte Pest, Buda und Bratislava. Aber darüber hinaus wurden Instrumente auch in anderen Städten produziert, um der enormen Nachfrage gerecht werden zu können. Weiterhin waren die landeseigenen hergestellten Instrumente für das aufstrebende Bürgertum etwas günstiger zu beziehen, da keine großen Transportkosten und Zölle anfielen, wie bei importierten Instrumenten aus Wien. Daraus resultierte ein Anstieg der Klavierbaufirmen ab den 1820er Jahren in Ungarn. Viele Klavierbauer, die sich in den 1780er und 1790er Jahren und Anfang des 19 Jahrhunderts in Ungarn niederließen, stammten aus Deutschland.

 

 

Über Maximilian (Miksa) Heilinger ist nur sehr wenig bisher bekannt. In einem Brief, der im Archiv des Janus Pannonius Museum in Pécs aufbewahrt wird geht hervor, dass er 1832 in Pécs tätig war.

„Tekintetes Nemes Tanács!
1832-dik Évtől, ugy mint attól az időtől, hogy a Tekéntetes Tanács hozott végzése következtében megengedni kegyeskedett, hogy mesterségemet e nemes városban folytathassam – folytonos fáradozásom után csak ugyann sikerült, – hogy a zongorán, annak nagyobb és biztosabb tökéletessége elnyerésére új találmányomul hozzá járulok – és ezen új találmányomra á Nagy Méltóságú Magyar Királyi Helytartó Tanácshoz elnyerendő magányos kiváltság levél végett folyamodásomat béadandok – melly kiváltságlevél elnyerésére a többek között felmutatni szüksége*. hogy több évek olta számos legényekkel a tisztelt közönségnek tellyes megelégedésével mesterségemet folytattam – Hogy számos legényekkel évről évre dolgoztam, közönségessen tudva vagyon, de különben is az esztendei Popularis Conscriptio annak tanuja.
Továbbá, hogy a tisztelt Közönség tellyes megelégedésével az 1832 Évtől mesterségemet folytattam, ennek nyilvános tanúja az – hogy 15 évek alatt bár melly munkámért Tekéntetes Tanács elébe mint bépanaszolat nem idéztettem -.
Midőn Kegyes pártfogásért alázattal esedeznék a szükséges Bizonyítványt kiadattni kérem, megkülönböző tisztelettel maradván A Tekéntetes Nemes Tanácsnak
legalázatosabb szolgája Heilinger Miksa Zongora készítő“

„Angesehener Adelsrat!

Ab dem Jahre 1832 sowie seit er mir auf Anordnung des Konzilsrats erlaubte, mein Handwerk in dieser edlen Stadt fortzusetzen – nach all meiner harten Arbeit – gelang es mir nur, einen Beitrag zu leisten neue Erfindung des Klaviers, seine größere und sicherere Vervollkommnung. – und ich reiche meinen Antrag für diese neue Erfindung beim Königlichen Würdenrat von Ungarn ein, der unter anderem vergeben werden soll, um einen Privilegienbrief zu erhalten. dass ich viele Jahre lang mit vielen Burschen mein Handwerk zur vollen Zufriedenheit des geschätzten Publikums ausübte.

Dass ich mein Handwerk ab dem Jahre 1832 zur vollen Zufriedenheit des verehrten Publikums fortsetzte, beweist auch die Tatsache, dass ich seit 15 Jahren für keine meiner Arbeiten vor den Tort Council berufen wurde.

Sobald ich demütig um das erforderliche Zertifikat für Barmherzige Schirmherrschaft bitten möchte, verbleibe ich mit besonderem Respekt dem Rat der Vorsätzlichen Adligen.

sein bescheidenster Diener ist Miklós Heilinger, ein Klavierbauer“

Aus: Jahrbuch des Janus Pannonius Museum Pécs, Nr. 32, 1987, herausgegeben 1988, Janus Pannonius Museum

 

Wo sich seine Werkstatt in den Jahren von 1832 bis 1845 befand ist bisher noch unklar. Im Jahr 1845 kaufte er ein Gebäude auf dem Gelände der heutigen Déryné Straße 5 zu einem Preis von 4.500 Gulden von Anna und Borbála Bittó. 1849 verkaufte er das Gebäude jedoch wieder zu einem Preis von 4.000 Gulden. (vgl.: József Madas: Grundstücke und Häuser der Innenstadt von Pécs. Pécs, S. 101, 1918.) Wahrscheinlich verließ er Pécs oder zog erneut um.

Fehér kereszt, Arad 1880

Fehér kereszt, Arad 1880

 

Im November 1846 spielte Franz Liszt eines seiner Instrumente im Hotel Weißes Kreuz (heute Hotel Ardealul) in Arad. Bisher sind nur drei weitere Instrumente bekannt, die aus seiner Werkstatt stammen.

 

 

Weitere erhaltene Hammerflügel von Maximilian Heilinger:

  • 18?? Hammerflügel – Arad
  • 18?? Hammerflügel – Historisches Museum der Stadt Pécs, Ungarn
  • 1860/70 Hammerflügel – Hangszermúzeum (Museum of Musical Instruments), Budapest, Ungarn

 

 

Länge: 210 cm

Breite: 132 cm

Höhe: 35 cm

Umfang: 6 Oktaven + Quinte (CC - g4)

Mechanik: Wiener Mechanik mit Stiefeldämpfung

Pedale: 2 Pedale (Dämpfungsaufhebung & una corda)

Signatur: Vorsatzbrett: „M. Heilinger“
Resonanzboden: „Max Heilinger
Fünfkirchen“