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J. G. Irmler 1924

Informationen

Datum: 1924

Herkunft: Leipzig

Seriennummer: 24883

Die 1920er Jahre, auch bekannt als die „Goldenen Zwanziger„, waren eine Zeit des Umbruchs und der kulturellen Revolution, die sich in vielen Teilen der Welt abspielte. Diese Dekade war geprägt von tiefgreifenden Veränderungen in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur, die einen starken Einfluss auf das Leben der Menschen hatten. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs erlebten viele Länder einen wirtschaftlichen Aufschwung, der zu einem erhöhten Lebensstandard und einem Gefühl des Optimismus führte. In den Städten florierte eine neue urbane Kultur, geprägt von Jazzmusik, Tanz, Literatur, Mode und Kunst. Die Stilrichtung des Art Déco erlebte in den 1920er und 1930er Jahren ihre Blütezeit. Dieser elegante und avantgardistische Stil wurde durch eine Mischung aus verschiedenen kulturellen Einflüssen, darunter Ägypten, Persien, und die Moderne, geprägt. Das Art Déco zeichnet sich durch geometrische Formen, klare Linien, symmetrische Muster und eine Fülle von dekorativen Elementen aus. Diese Stilrichtung wurde in verschiedenen Bereichen wie Architektur, Innendesign, Mode, Schmuck, Möbel und Instrumentenbau angewendet. Musikinstrumente des Art Déco-Stils zeichnen sich ebenfalls durch ihre elegante und oft luxuriöse Gestaltung aus. Sie wurden oft mit geometrischen Mustern, dekorativen Schnitzereien, edlen Hölzern und glänzenden Oberflächen verziert, die typisch für den Art-Déco-Stil waren. Diesem Trend schloss sich ebenfalls die Klaviermanufaktur J. G. Irmler an. Das hier vorgestellte Instrument besticht durch eine elegante Form in hellem Holz und das geometrisch verzierte Notenpult. Der Flügel wurde 1924 in Leipzig gebaut. Der Korpus steht auf 3 Beinen, die sich nach unten verjüngen. Die Tastatur ist aus Elfenbein und Ebenholz gearbeitet und auf dem Vorsatzbrett befindet sich die Signatur:

„J. G. Irmler

Leipzig“

Die Hämmer des Flügels sind mit Filz bezogen, 3 chöriger Saitenbezug (im Bass zweichörig) und Einzeldämpfung. Das Instrument ist kreuzsaitig über einen Stahlrahmen bespannt und verfügt über zwei Pedale für die Dämpfungsaufhebung und Verschiebung. Der Klaviaturumfang beträgt 7 ¼ Oktaven, AAA – c5.  Auf dem Resonanzboden befindet sich die Seriennummer 24883.

Der Flügel besticht durch seinen warmen Klang und die exzellente Verarbeitung.

Das Instrument ist derzeit als Dauerleihgabe im Alten Pastorat in Stellau/Wrist zu sehen.

Art Déco Flügel J. G. Irmler, Leipzig 1924 (2) - Eric Feller Collection

Art Déco Flügel J. G. Irmler, Leipzig 1924 (2) – Eric Feller Collection

 

 

Johann Christian Gottlieb Irmler wurde am 11. Februar in Obergrumbach, in der Nähe von Dresden, geboren. Er lernte in seiner Jugend Klavier und Violine und galt als sehr musikalisch. Später erlernte er den Beruf des Tischlers und begab sich auf Wanderschaft durch Sachsen, Thüringen und Bayern. In Wien studierte er Klavierbau. Er ließ sich in Leipzig nieder und arbeitete einige Zeit für Breitkopf & Härtel. In Leipzig machte er sich danach selbständig und gründete mit 28 Jahren am 8. April 1818 seine eigene Klaviermanufaktur mit Sitz in den Räumlichkeiten der Barfußmühle. Die Instrumente Irmlers waren von sehr gutem Ruf und schnell expandierte die Firma aufgrund der wachsenden Nachfrage. 1828 zog die Firma in größere Räumlichkeiten in der Leplaystraße. Auch durch neue Erfindungen im Klavierbau tat sich die Firma hervor. So erhielt Johann Christian Irmler 1842 für eine neuartige Repetitionsmechanik vom König von Sachsen die Große Goldene Sächsische Königliche Staatsmedaille.

J. G. Irmler Pianoforte-Fabrik - Eckert & Pflug, Leipzig 1893

J. G. Irmler Pianoforte-Fabrik – Eckert & Pflug, Leipzig 1893

 

Am 10. Dezember 1857 starb Johann Christian Irmler und die Firma wurde von seinen Söhnen Otto (1820 – 1861) und Oswald (1835 – 1905) weitergeführt. 1861 wurde die Firma durch den Einsatz von Dampfmaschinen modernisiert. Durch den frühen Tod Ottos mit nur 41 Jahren, führte der damals erst 26-jährige Oswald die Firma bis zu seinem Tod alleine fort. Danach führte Oswalds Sohn die Firma weiter. Im 2. Weltkrieg wurde die Firma in der Leplaystraße und das Magazin in der Turnerstraße 1943 vollständig zerstört. Danach wurden bis in die 1950er Jahre Instrumente hergestellt.

Art Déco Flügel J. G. Irmler, Leipzig 1924 (3) - Eric Feller Collection

Art Déco Flügel J. G. Irmler, Leipzig 1924 (3) – Eric Feller Collection

 

 

Länge: 178 cm

Breite: 153 cm

Höhe: 34 cm

Umfang: 7 ¼ Oktaven (AAA – c5)

Mechanik: moderne Flügelmechanik

Pedale: 2 Pedale (Dämpfungsaufhebung & Verschiebung)

Signatur: „J. G. Irmler
Leipzig“