Friedrich Kuhlbörs ca. 1805
Informationen
Datum: | 1805 |
Herkunft: | Breslau |
Seriennummer: | 382 |
Dieser frühe Hammerflügel von Friedrich Kuhlbörs ist einer von wenigen erhaltenen Hammerflügeln dieses herausragenden Klavierbauern. Der Flügel wurde noch nie vorher restauriert und zeigte sich in absolutem Originalzustand mit der originalen Besaitung. Er ist absolut baugleich wie das Instrument in Kloster Michaelstein Blankenburg. Beide Instrumente sind nur 6 Seriennummern voneinander entfernt.
Der Korpus des Instrumentes ist aus Walnuss mit einer umlaufenden Einlegearbeit und steht auf vier sich nach unten verjüngenden Beinen, die mit einer Ledereinlage verziert sind. Zwei eiserne Scharniere halten den Deckel, an der Front ist eine kleine Einlegearbeit am Schloss des Flügels aus Bein angebracht.
Die Tastatur ist aus Ochsenknochen und Ebenholz gearbeitet, die Hämmer sind mit Leder bezogen, der Saitenbezug 2 und 3 chörig und das Instrument verfügt über eine Stiefeldämpfung mit Dockenleiste.
Am Korpusboden sind drei Kniehebel für Dämpfungsaufhebung, Verschiebung und Moderator angebracht. Die beiden Backenklötze sind mit Messingknöpfen verziert und auf dem Stimmstock sind links und rechts zwei originale Kerzenhalter angebracht.
Das Vorsatzbrett ist mit unterschiedlichen Hölzern eingelegt und trägt die Inschrift:
„Friedr. Kuhlbörs sen.
Instrumentenmachen
in
Breslau“
Im Inneren des Flügels befindet sich ein eingeklebtes originales Papierschild mit der Seriennummer und der Aufschrift:
„No. 382
Friedr. Kuhlbörs sen:
Orgel
und Instrumentenmacher
in
Breslau“
Bei der Untersuchung des Instrumentes fand sich außerdem im Inneren des Flügels (weit hinter der Mechanik verkeilt) der originale Stimmschlüssel mit den eingebrannten Initialen „W. v B.“ Eine weitere Untersuchung zu dem Instrument und Erstbesitz dauert aktuell noch an.
Von der Bauart des Flügels ist das Instrument in vielen Teilen der frühen Wiener Instrumente um 1790 ähnlich. Die Tastatur ist nicht hervorspringend und mit abgeschrägten Kanten versehen. Der Korpus ist in der eckigen Form gehalten und hat vier Beine. Einzig der große Umfang von 6 Oktaven (FF – f4) lässt eine Datierung um 1805 zu. Der bisher älteste erhaltene Flügel von Friedrich Kuhlbörs befindet sich heute in der „St Cecilia’s Hall of Musical Instruments“ in Edinburgh. Laut Martha Novak Clinkscale ist der Flügel auf 1800 datiert. Diese Datierung kann jedoch nicht stimmen. Das Instrument trägt die Seriennummer 69. Da Kuhlbörs nachweislich mit seiner Werkstatt ab 1790 tätig war, ist anzunehmen, dass der Flügel noch vor 1800 gebaut wurde. Auch durch die leichten Bauart und den Umfang der Klaviatur zeigt der Flügel in Edinburgh Merkmale, die eine Entstehung vor 1800 zulassen.
Über Friedrich Kuhlbörs ist bisher nur sehr wenig bekannt. Er lebte von 1765 bis 1832 und war seit 1790 in Breslau als Klavierbauer tätig. Sein Sohn Friedrich Wilhelm Kuhlbörs war ebenfalls Instrumentenbauer und erhielt seinen Meisterbrief 1828. Es ist anzunehmen, dass er dann in der Firma seines Vaters arbeitete und diese nach dessen Tod fortführte.
Weitere erhaltene Instrumente von Friedrich Kuhlbörs:
- 1790 Hammerflügel (No. 69) – University of Edinburgh, St Ceciia’s Hall of Musical Instruments, Edinburgh UK
- 1805 Hammerflügel (No. 388) – Kultur- und Forschungsstätte Kloster Michaelstein, Blankenburg Deutschland
- 1830 Giraffenflügel (No. ?) – Museum Narodowe, Warschau Polen
Länge: | 225 cm |
Breite: | 114 cm |
Höhe: | 28 cm |
Umfang: | 6 Oktaven (FF – f4) |
Mechanik: | Wiener Prellzungenmechanik |
Pedale: | 3 Kniehebel – Dämpfungsaufhebung, Verschiebung, Moderator |
Signatur: |
„Friedr. Kuhlbörs sen. Instrumentenmachen in Breslau“ |