Fredericus Beck 1778
Informationen

Datum: | 1778 |
Herkunft: | London |
Seriennummer: | --- |
Arnold Frederick Beck war einer der herausragendsten Klavierbauer des 18. Jahrhunderts. Geboren um 1738 in Württemberg, emigrierte Beck Mitte des 18. Jahrhunderts über Frankreich nach London, wo er sich als Instrumentenbauer etablierte und eine Werkstatt in Soho gründete. Becks Karriere fiel in eine Zeit des Umbruchs in der Musikinstrumentenproduktion, als das Cembalo zunehmend vom neuen Hammerklavier verdrängt wurden.
Beck spezialisierte sich auf den Bau von Tafelklavieren. Er integrierte in seinen Tafelklavieren innovative mechanische Lösungen, die auf den damaligen Entwicklungen von Johann Christoph Zumpe und anderen führenden Klavierbauern basierten. Seine besondere Fähigkeit lag jedoch in der Weiterentwicklung dieser Techniken und der Schaffung von Instrumenten, die sowohl technisch präzise als klanglich absolut herausragend gelten. Becks Tafelklaviere setzten somit neue Maßstäbe in Bezug auf Klangreinheit und die Dynamik des Spiels. Die Gestaltung seiner Instrumente war nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch anspruchsvoll. Beck legte großen Wert auf die Auswahl hochwertiger Materialien und eine präzise Ausführung. Diese Details machten die Klaviere nicht nur zu Musik-, sondern auch zu Kunstobjekten, die in den Häusern der wohlhabenden Bürgerschaft einen wichtigen Platz einnahmen.
Das hier präsentierte Instrument von Frederick Beck stellt eine Seltenheit dar. Das im Jahr 1778 in London gefertigte Tafelklavier zählt zu den lediglich drei erhaltenen Exemplaren von Beck, die durch ihr außergewöhnliches Gestell mit Kabriolbeinen gekennzeichnet sind und ist von diesen drei das älteste erhaltene Instrument. Dieses Gestell ist nicht nur unter den wenigen erhaltenen Instrumenten von Beck einzigartig, sondern auch im weiter gefassten Kontext der englischen Tafelklaviere des späten 18. Jahrhunderts eine außergewöhnliche Besonderheit, da es einklappbar ist. Bisher sind nur 5 weitere englische Instrumente mit einklappbaren Beinen bekannt:
- Charles Trute, ca. 1771?
- Ferdinand Weber, 1772
- Frederick Beck, London, 1780/86? Fleet piano
- Frederick Beck, 1789
- Ferdinand Weber, Datierung unbekannt
- Longman & Broderip, ca. 1790
(vgl. Lancaster G.: The First Fleet Piano, A Musician’s View, The Australian National University Press 2015 und Cole, Michael: Frederick Beck Piano Maker)
Der Korpus des Instrumentes und das Gestell sind aus Mahagoni mit umlaufenden mehrfarbigen Bandintarsien in einer vereinfachten Form der „Tunbridgeware“, die typisch für die frühen Instrumente von Beck sind. Das Instrument verfügt über einen Umfang von 5 Oktaven (FF – f3). Die Klaviatur ist aus Elfenbein und Ebenholz gefertigt.
Links neben der Klaviatur sind drei Handregisterzüge für eine geteilte Dämpfungsaufhebung und Laute. Das Vorsatzbrett trägt in einer länglichen Kartusche die Aufschrift:
„Fredericus Beck Londini Fecit 1778
No. 1 and 10 Broad Street Golden Square”
Am Vorsatzbrett, beidseitig der Kartusche mit der Signatur, sind jeweils drei Bohrlöcher erkennbar, die offensichtlich zu einem früheren Zeitpunkt verschlossen wurden. Diese Löcher deuten darauf hin, dass an dieser Stelle ursprünglich Kerzenhalter angebracht waren, welche jedoch heute nicht mehr vorhanden sind. (vgl. Cole, Michael: Frederick Beck Piano Maker)

Tafelklavier Fredericus Beck, London 1778 – Eric Feller Collection (Signatur)
Das Tafelklavier ist zweichörig besaitet und weist eine einfache „Single Action“-Mechanik nach dem Vorbild von Zumpe auf. Es ist mit Einzeldämpfern ausgestattet, wobei eine bemerkenswerte Besonderheit darin besteht, dass die Dämpfung ausschließlich bis zum Ton c3 reicht. Diese Besonderheit ist typisch für die Instrumente von Beck, da diese restriktive Dämpfungsweise eine auffällige Abweichung von den üblichen Standards anderer Instrumentenbauer der damaligen Zeit darstellt. Durch diese Innovation generieren die Instrumente beim Spielen an den ungedämpften Saiten eine Schwingung, die reich an Obertönen ist und eine Art Schein erzeugt, der dem Klang des Instrumentes einen exquisiten und volleren Ausdruck verleiht. Frederick Becks innovative Entscheidung, die Dämpfer für die obersten fünf Töne seiner Tafelklaviere auszuschließen, stellt ein Novum dar, das durch die zur damaligen Zeit in England geschätzte ästhetische Vorliebe für einen obertonreichen, volleren resonierenden Klavierklang inspiriert wurde.
Arnold Frederick Beck wurde vermutlich 1738 in Württemberg geboren und am 30. Mai 1738 in derselben Region getauft. Nach 1756 verließ er Deutschland und ging über Frankreich nach London. Zwischen 1756 und etwa 1762 ließ sich Beck in Paris nieder, wo er ein Geschäft und/oder eine Werkstatt in der Rue Saint-Denis 364 gründete. Während dieser Zeit unterhielt Beck Geschäftsbeziehungen zu dem berühmten Cembalobauer Pascal Taskin (1723-1793), der Instrumente von Beck verkaufte und laut Frank Hubbard bei Beck im Jahr 1777 eine Schuld von 660 Livres hatte. (vgl. Hubbard, F.: Three Centuries of Harpsichord Making, Harvard University Press 1965)
Frederick Beck verließ in dieser Zeit den europäischen Kontinent und ließ sich in London nieder. Ab dem Jahr 1763 begann er dort mit der Herstellung von Gitarren. In diesem Jahr wird seine Wohn- und Geschäftsanschrift in Glassonbury Court, unweit des Covent Garden Market, dokumentiert. In den 1760er-Jahren ging Beck eine geschäftliche Partnerschaft mit Charles Pinto († 1791) ein, über dessen Leben und Wirken nur spärliche Informationen vorliegen. Ein einziges erhaltenes Exemplar einer Gitarre aus dem Jahr 1764 trägt die Signatur „Pinto and Beck“.
Am 20. November 1765 ist Beck als Mitglied der Jury am Westminster Coroner’s Court nachweisbar, wobei er weiterhin in Glassonbury Court ansässig war. Zwischen 1769 und 1773 kooperierte er mit der Firma Longman, Lukey & Co., einem der renommiertesten Unternehmen der Londoner Musikinstrumentenbranche. Am 23. September 1770 ehelichte er Mary Coles in London. Mitte des Jahres 1771 verlegte Beck seinen Wohnsitz und seine Werkstatt in die Broad Street 4 am Carnaby Market.
In den späten 1770er-Jahren wurde die Hausnummer seines Eigentums in der Broad Street von 4 auf 10 geändert. Am 7. September 1779 ging Beck eine zweite Ehe mit Rose Ann Shudi ein. Im Zeitraum von 1782 bis 1791 wurden aus dieser Verbindung sechs Kinder geboren, darunter drei Söhne.
Zwischen 1780 und 1789 stellte Beck durchschnittlich 222 Klaviere pro Jahr her, was auf eine beachtliche Produktionskapazität und eine hohe Nachfrage nach seinen Instrumenten schließen lässt. Gegen Ende des Jahres 1790 begann er eine Zusammenarbeit mit dem Klavierbauer George Corrie. Noch im Jahr 1794 ist Beck in der Klavierproduktion an der Broad Street 10 nachweisbar. Es wird angenommen, dass er um das Jahr 1798 verstarb.
Seine Instrumente gelten bis heute als herausragende Zeugnisse der Musikinstrumentenbaukunst des 18. Jahrhunderts und sind sowohl bei Sammlern als auch in musealen Sammlungen und unter Musikern von großem Interesse.
Weitere erhaltene Instrumente von Arnold Frederick Beck:
- 1769 Tafelklavier – McLean Museum, Inverclyde, Schottland
- 1778 Tafelklavier – Royal Museums of Art and History, Brussels, Belgien
- ca. 1785 Tafelklavier – Hamamatsu Museum of Musical Instruments, Hamamatsu, Japan
Länge: | 146 cm |
Breite: | 53 cm |
Höhe: | 19 cm |
Umfang: | 5 Oktaven (FF – f3) |
Mechanik: | Single Action nach Zumpe, Einzeldämpfer |
Pedale: | 3 Registerzüge (geteilte Dämpfungsaufhebung, Lautenzug) |
Signatur: |
„Fredericus Beck Londini Fecit 1778 No. 1 and 10 Broad Street Golden Square” |