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Ferdinand Weber ca. 1775

Informationen

Datum: 1775

Herkunft: Dublin

Seriennummer: ---

Dieses seltene Tafelklavier in der Sammlung zeigt eines der wenigen erhaltenen Instrumente mit einem „Venezianischen Schweller“.

Der Korpus und das originale Gestell sind aus Mahagoni und mit Bandintarsien umrahmt. Das Gestell verfügt über eine kleine Ablagefläche („music shelf“) und ist mit ovalen Messingbeschlägen verziert. Der Deckel ist komplett geteilt und über dem Resonanzboden verfügt das Instrument über einen Deckelschweller („Venetian swell“) mit fünf Lamellen in Mahagoni gearbeitet. Diese Schweller sind ursprünglich bei einigen wenigen englischen Cembali zu finden, jedoch bei Tafelklavieren äußerst selten. Die dynamischen Veränderungen die über die Hammermechanik möglich sind, werden durch den Schweller noch verstärkt.

Das Instrument verfügt über eine einfache englische Single Action und ist durchgehend zweichörig besaitet. Die Tasten sind aus Elfenbein und Ebenholz gefertigt. Das Vorsatzbrett ist in Kassetten unterteilt, die jeweils mit Girlanden, Blumen und Rankenwerk verziert sind. In der Mitte findet sich die Signatur:

„Ferdinand Weber/

17 Fecit 98/

Dublin“

Bei der Datierung ist deutlich erkennbar, dass die Jahreszahl auf der rechten Seite nachträglich verändert wurde und eine jüngere Datierung erhielt, die nicht stimmen kann, da Ferdinand Weber 1784 starb. Die Ursprüngliche rechte Jahreszahl wurde übermalt. Solche Veränderung der Datierungen findet sich selten bei Instrumenten. Vornehmlich wurden Instrumente jedoch in spätern Jahren, als das Interesse für diese Instrumente aufkam, älter gemacht (siehe hier: Pohlmann Tafelklavier 1767 in der Eric Feller Collection). Eine Datierung zur „Verjüngung“ der Instrumente ist äußerst selten, kam jedoch auch vor. Es lässt sich vermuten, dass diese Signatur der Jahreszahl des Instrumentes schon sehr früh vorgenommen wurde. Anzunehmen ist, dass das Instrument in den späten 1790er Jahren wahrscheinlich erneut Verkauft worden ist. Bekannt ist, dass es damals schon ein florierendes Verkaufswesen mit Gebrauchtinstrumenten gab. Um die Verkaufschancen zu erhöhen, wurden Instrumente neu (moderner) datiert.

Die eigentliche Datierung des Instrumentes ist um 1775 anzusiedeln. Die kleine Form des Korpus, sowie das Fehlen der Taste „fis“ im Bass sind eindeutige Indizien dafür.

Der Erhaltungszustand war außergewöhnlich gut und das gesamte Instrument befand sich im absoluten Originalzustand und wurde offensichtlich zuvor noch nie überarbeitet.

 

 

Ferdinand Weber (ursprünglich Ferdinand Webber) wurde am 6. Mai 1715 in Borstendorf, Sachsen geboren und lernte von 1728 bis 1735 Orgelbau bei Johann Ernst Hähnel, der königlicher Orgelbauer des Königs von Polen und Herzogs von Sachsen war.

1739 siedelte Weber nach Dublin, nachdem er zuvor einige Jahre in London wirkte. In Dublin baute er Orgeln für mehrer Kirchen und war zudem als Orgelstimmer tätig (Christ Church Cathedral und Trinity College). Weiterhin baute er Cembali, Spinette und ab 1772 (die in der damaligen Zeit immer populärer werdenden) Tafelklaviere nach dem Vorbild von Zumpe. Seine Reputation als Orgel- und Cembalobauer war so groß, dass er das Interesse von Georg Friedrich Händel bei dessen Besuch 1741 in Dublin auf sich zog.

Aus seinen Geschäftsbüchern, die W.H. Grattan Flood 1914 in einem Artikel des „Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland“ herausgegeben hatte geht vor, dass Weber 1773 neu gebaute Cembali von £22-15-0 bis zu £34-2-6 und 1775 neue Tafelklaviere für £14-15-9 verkaufte. (vgl.: Flood, W.H. Grattan, ‘The Account Book of a Dublin Harpsichord Maker, Ferdinand Weber’, The Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland, 6th ser., 4.4 (31 December 1914), 338–47)

Seine Werkstatt befand sich zunächst von 1739 bis 1749 in der Werburgh Street, später von 1749 bis 1755 in der Marlborough Street und zuletzt von 1776 bis zu seinem Tod 1784 in zusätzlichen Räumen in der Marlborough Street 71. Nach seinem Tod wurde die Firma für kurze Zeit von seinem Sohn Thomas Ferdinand Weber weiter geführt, bevor sie dann von William Southwell 1787 übernommen wurde. (vgl. GrattanF/DUBLIN, 139 ff.; James/EARLY, 78)

 

Weitere erhaltene Instrumente von Ferdinand Weber:

  • 1772 Tafelklavier – Metropolitan Museum, New York USA

 

 

Länge:

Breite:

Höhe:

Umfang: 5 Okataven - FF, GG - f3

Mechanik: single action

Pedale: 1 Pedal "Venezianischen Schweller", 3 Registerhebel für geteilte Dämpfungsaufhebung und Laute

Signatur: „Ferdinand Weber/
17 Fecit 98/
Dublin“